Als Gestaltungselement bekannt, trotzdem häufig nicht vorhanden – das ist der „Weißraum“. Nur wenige Gestalter zeigen den Mut, Layouts richtig großzügig anzulegen. Ein ästhetisches Beispiel im Umgang mit Abbildungen und Weißräumen gibt der neue Katalog der fränkischen Künstlerin Stefanie Brehm. Die Größe der Abbildungen und der freie Stand in der Fläche verleiht den Objekten auch in gedruckter Form besonderes Gewicht.

Printmedien

Weniger ist mehr: Fokussierung schafft Ästhetik

Wie so oft im Leben gilt es auch in der Gestaltung abzuwägen – in diesem Fall zwischen Informationsdichte und Gestaltung. Eine geringere Informationsdichte lässt mehr Freiraum für Gestaltung. Wohingegen eine hohe Dichte wenig Spielraum für Gestaltung bietet, wie z. B. die Tageszeitung. Um eine Reizüberflutung zu vermeiden, kann Weißraum ein geeignetes Mittel darstellen. Dem Betrachter wird es auf diese Weise ermöglicht, sich auf die relevanten Inhalte zu fokussieren. Bilder oder Headlines können hingegen großflächig platziert werden und sprechen so für sich selbst – weil ihnen der Raum dazu gelassen wird. Alleinstehende Elemente sind auffälliger – ihnen wird gezielt Autorität verliehen. Sie „verstecken“ sich nicht.

Ebenso ist die Dimension eines Elements ausschlaggebend: Je größer etwas dargestellt ist, desto wichtiger wirkt es auf uns. Durch den geschickten Einsatz von Weißraum und die Abstimmung der Größenverhältnisse ist es deshalb möglich, den Blick des Betrachters zu führen. Seine Aufmerksamkeit wird dahin gelenkt, wo man sie haben möchte. Um stimmig zu wirken braucht es allerdings ein durchdachtes Layout-Konzept mit Struktur. Denn nur dann ist dieses Gestaltungselement ein wertvolles Tool mit Potential.

Kommt ein großzügiges Layout nicht viel teurer?

Weißraum frisst Fläche – logisch. Jedoch bedeutet eine solche Gestaltung nicht zwingend einen höheren Arbeitsaufwand. Denn dieser richtet sich keineswegs nach der Seitenzahl! Relevant sind eher die Menge der Gestaltungselemente – viel stärker aber die Vorbereitung des Text- und Bildmaterials durch den Kunden. Ein besonders ästhetisches Layout auf weniger Seiten zu schaffen, ist viel aufwendiger – soweit überhaupt möglich! Alleine die Festlegung einer Seitenzahl vorab kann die Layoutphase verkomplizieren. Am unkompliziertesten ist es, wenn die genaue Seitenzahl in einer späteren Layoutphase bzw. vor der Druckdatenerstellung festgelegt wird. Natürlich wachsen die Produktionskosten einer Drucksache mit dem Umfang. Aber hier steigt der Preis stark unterproportional zur Seitenzahl. Häufig ergeben sich kleine Sprünge pro 4 oder 8 zusätzlichen Seiten, wenn ein großer Druckbogen mehr benötigt wird.

Der Künstlerkatalog von Stefanie Brehm als Beispiel

Ein Künstlerkatalog beinhaltet ausgewählte künstlerische Arbeiten und präsentiert diese in anspruchsvoller Art und Weise. So zeigt Stefanie Brehm in ihrem Katalog Arbeiten der vergangenen fünf Jahre. Ziel eines Katalogs ist gleichzeitig immer auch die Reichweite und den Bekanntheitsgrad seines Künstlers nachhaltig zu steigern und damit den Marktwert zu erhöhen. Neben den sorgfältig auszuwählenden Inhalten durch den Künstler selbst ist die grafische und haptische Aufmachung bei diesem Medium entscheidend. Hierbei spielen sowohl das Layout als auch die Wertigkeit der verwendeten Materialien und Produktionstechniken eine Rolle.

Im Fall von Stefanie Brehm besteht das grafische Konzept aus einem großzügigen Layout, welches die einzelnen Bilder wirken lässt und gleichzeitig dem Betrachter Raum für eigene Interpretationen bietet. Im Mittelpunkt stehen die großflächigen Fotografien der Werke selbst. Damit diese für sich sprechen, wurde dort auf lange Beschreibungstexte verzichtet. Der Leser findet ausführliche Informationen zur Künstlerin sowie zu den Werken auf gesonderteen Informationsseiten. Die Trennung von Bild und Text erschien sinnvoll, um die Ästhetik der Bilder voll ausschöpfen zu können und um einen spannenden Wechsel im Layout zu erzeugen.

Ein besonderes Augenmerk auch auf einer hochwertigen Produktion. Damit die Abbildungen der Brillanz der Kunstwerke nahe kommen können, wurden die Materialien und die Drucktechnik mit großer Sorgfalt ausgewählt. Der Katalog von Stefanie Brehm wurde in einem digitalen Offsetdruckverfahren hergestellt. Dafür sprach der größere Farbraum, welchen die flüssigen Druckfarben aufgrund einer höheren Luminanz erzeugen können. Eine offene Fadenheftung hält den Katalog zusammen. Besonders ist dabei die Kombination mit einem Schweizer-Broschur-Umschlag. Dadurch liegt der aufgeschlagene Katalog schön flach auf dem Tisch. So lassen sich Bilder, die über den Bund reichen, gut betrachten.

Präsentiert wurde der Katalog Ende September im Rahmen der DebütantInnenausstellung im Künstlerhaus Nürnberg. Gemeinsam mit den beiden Künstlerkollegen Lea Grebe und René Radomsky bekam Stefanie Brehm die Möglichkeit, ausgewählte Werke sowie ihren neuen Katalog der Öffentlichkeit vorzustellen.

Ist das Prinzip auf andere Medien zu übertragen?

Auch für kommerzielle Printmedien kann das Layout des Künstlerkatalogs von Stefanie Brehm eine Inspirationsquelle bieten – beispielsweise eine edle Firmenbroschüre. „Weniger ist mehr“ kann als Grundsatz jedem Medium zuträglich sein. Die Aufgliederung von Inhalten auf mehrere Seiten ermöglicht einen freien Einsatz von Weißraum. Planen Sie deshalb lieber mit mehr als zu wenig Seiten. Die Entzerrung wirkt sich positiv auf das Layout aus und führt zu einem angenehmen und insbesondere ästhetischen Gesamtbild. Schließlich sind es auch Ihre Inhalte oder Produkte wert, den Raum zu erhalten, den sie benötigen!

Mehr Infos zur Referenz:
Stefanie Brehm – Künstlerkatalog zu Arbeiten aus Keramik und Polyurethan